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Lion Feuchtwanger – Ein möglichst intensives Leben – Die Tagebücher: Hörbuch Vorstellung

Lange war von ihrer Existenz nicht einmal was bekannt. Nun sind zum ersten Mal die im Verborgenen geführten Tagebücher aus den Jahren 1906 bis 1940 von Lion Feuchtwanger hörbar zugänglich. Sie wurden in den neunziger Jahren in Los Angeles seiner Sekretärin entdeckt. Seit kurzer Zeit sind sie zusätzlich von Jens Wawrczeck (vielleicht einigen bekannt als Sprechers des Detektivs Peter Shaw von “Die drei ???“) vertont und die Lesung von Der Audio Verlag veröffentlicht. Nachfolgend möchte ich das Hörbuch kurz vorstellen.

Das Vorwort liest Stefan Merki. Er gibt einen ersten groben Überblick über das Leben und Wirken des Lion Feuchtwangers. Aufgewachsen am 7. Juli 1884 in München und gestorben am 21. Dezember 1958 in Los Angeles zählt er zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern unserer Zeit. Bekannt geworden ist er vor allem durch seinen Roman „Jud Süß“, weitere Werke sind „Die Geschwister Oppermann“, „Die Jüdin von Toled“, „Die häßliche Herzogin“ oder auch „Goya oder der arge Weg der Erkenntnis“.

Die Tagebücher geben einen sehr intimen als auch sehr genauen Einblick in das Leben Feuchtwangers. Er ist ein sehr offener Chronist, der mit seinen Tagebüchern keine literarischen Texte schreiben wollte. Viel mehr dokumentiert er harte Fakten, oft kurz und präzise. Dies sollte man sich vor dem Kauf des Hörbuchs bewusst machen. Vertont wurde hier keine Prosa der man schön zuhören kann, sondern die harte Zusammenfassung seines Tages. So bekommt man ein sehr genauen Einblick in die Welt des Lion Feuchtwangers, die aber oft auch aus ständigen Repetitionen der gleichen Tätigkeiten besteht. Einer dieser „Tätigkeiten“ ist „Exceß in Priapo”, das man immer und immer wieder hört. Es steht für Masturbation, was schon einen ungefähren Eindruck davon vermittelt, wie offen hier Feuchtwanger gegenüber sich selbst ist. So lautet ein Eintrag beispielsweise:

23. Juli Exceß in Priapo. Mittags James Mattiasson getroffen. Abends ein kleines, kerniges liebes Nähmädel getroffen. Voll Bildungshunger. Eine vergnügte Nacht mit ihr verbracht.

Dies ist einer der so vielen ähnlichen Einträge in das Tagebuch. Im Mittelpunkt stehen oft die Frauen, bzw. genauer gesagt die Sexualität. Diese zieht sich von seiner Zeit als Student bis zum Schaffen als großer und anerkannter Autors durch. Gleichzeitig bekommt man aber auch einen Einblick in die Hoffnungen, Ängste und Zweifel des Schriftstellers. Allerdings sind die Tagebücher lückenhaft. Sie zeichnen nicht das komplette Leben des Lion Feuchtwangers nach. So sind beispielsweise aus den Jahren 1922 bis 1930 sind keine Tagebücher erhalten. Die Tagebücher enden im Jahr 1940.

Nach den Tagebüchern folgt im Hörbuch noch ein Gespräch von Tagebuch-Herausgeberin Nele Holdack mit Judith Heitkamp. Hier berichtet Holdack unter anderem, wie es weiterging im Leben von Lion Feuchtwanger. Hier bekommt man noch einmal einige Informationen und Einordnungen der Inhalte der Tagebücher.

Fazit:

Die Inhalte der Tagebücher von Lion Feuchtwanger waren nie für die Veröffentlichung vorgesehen. Deshalb überrascht die Kargheit der Sprache des sonst so wortgewandten Schriftstellers nicht. Auf diese Schnörkellosigkeit muss man sich als Hörer einlassen, wenn man in das Leben von Lion Feuchtwanger eintauchen möchte. Wer das macht, der bekommt auf vier CDs mit einer Gesamtlaufzeit von rund 5 Stunden und 12 Minuten einen sehr intimen Einblick in das Leben des Schrifstellers. Das Hörbuch erhält man im Buchladen um die Ecke oder natürlich auch im Internet, wie beispielsweise auf Amazon.de. Ebenfalls ist eine Hörprobe online erhältlich auf der Webseite des Hörbuch Verlags.

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