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Potsdamer Konferenz

Potsdamer Konferenz einfach erklärt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und des Sieges über das Hitler-Regime galt es, eine Neuordnung für das größtenteils zerstörte Europa zu finden. Auch musste endgültig über das Schicksal Deutschlands entschieden werden. Sollte Deutschland in der Neuordnung Europas eine wichtige Rolle spielen oder doch lieber zum Agrarstaat degradiert werden, von dem nie wieder eine bewaffnete Gefahr für die Welt ausgehen würde? Um nicht weniger ging es bei der Potsdamer Konferenz. Was dort genau besprochen wurde, was die vier berüchtigten D's sind und welche Folgen die Potsdamer Konferenz hat erfährt man nachfolgend.

Was war die Potsdamer Konferenz?

Die Potsdamer Konferenz fand in der Zeit vom 17. Juni bis zum 2. August 1945 in Schloss Cecilienhof in Potsdam statt und ist auch unter der Bezeichnung Dreimächtekonferenz von Berlin oder Berliner Konferenz bekannt. Mit dem Potsdamer Abkommen legten die alliierten Siegermächte USA, Großbritannien und die Sowjetunion fest, wie das besiegte Deutschland in Zukunft zu behandeln sei. In rechtlicher Hinsicht war das Potsdamer Abkommen kein internationaler Vertrag, sondern ein gemeinsames Konferenzkommuniqué im Rahmen einer gemeinsamen Willens- und Absichtserklärung der drei alliierten Siegermächte.

Wer waren die Teilnehmer der Potsdamer Konferenz?

Die Potsdamer Konferenz war eine Zusammenkunft der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, um die Nachkriegsordnung nach der bedingungslosen Kapitulation des besiegten Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 festzulegen. Teilnehmer waren die Staatschefs der drei alliierten Siegermächte Harry S. Truman für die USA, Winston Churchill beziehungsweise dessen Nachfolger Clemens Attlee für Großbritannien und Josef Stalin für die Sowjetunion. Neben diesen drei alliierten Siegermächten gab es noch die vierte Siegermacht Frankreich, die bei der Potsdamer Konferenz jedoch nicht dabei war. Dennoch wurde Deutschland entsprechend der Beschlüsse in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Jede der vier Siegermächte bekam eine Besatzungszone zugesprochen.

Teilnehmer der Potsdamer Konferenz
Teilnehmer der Potsdamer Konferenz (die großen Drei + ihre Außenminister)

Deutschland sollte vom nationalsozialistischen Gedankengut befreit werden und entsprechend der demokratischen Grundwerte der drei westlichen Siegermächte gestaltet werden. In der Sowjetunion herrschte Josef Stalin mit eiserner Hand in Form einer kommunistischen Diktatur. Die Einbindung der Sowjetunion in die Neuordnung Deutschlands und Europa stellte für die alliierten Westmächte von Anfang an ein Problem dar, denn immerhin waren Adolf Hitler und Josef Stalin durch das Ribbentrop-Molotow-Abkommen vom August 1939, das auch als Nichtangriffspakt bezeichnet wurde, Verbündete. Mit diesem Nichtangriffspakt sicherten sich die beiden Diktatoren gegenseitig zu, das jeweils andere Land nicht anzugreifen. In einem geheimen Zusatzabkommen wurde zudem die Zerschlagung Polens beschlossen, das Deutschland und die Sowjetunion unter sich aufteilten. Durch diesen Nichtangriffspakt und das Wohlwollen Stalins hatte Hitler im Westen freie Hand, da er sicher sein konnte, dass vom Osten her keine bewaffnete Gefahr drohte. Auf diese Weise erzielte Hitler ab 1940 durch seine sogenannten Blitzsiege eine beispiellose Erfolgsserie in der Eroberung seiner westlichen Nachbarn.

Ferner hatten die demokratisch und freiheitsliebenden Amerikaner ein großes Problem mit jeder Art des Kommunismus. Dennoch entschloss man sich bereits einige Jahre vor der Potsdamer Konferenz, die Sowjetunion in die Neuordnung Deutschlands und Europas einzubinden, weil sie einerseits politisch und waffentechnisch zu mächtig war und sich andererseits nach dem Angriff Deutschlands auf ihr Land am Juni 1941 auf die Seite der Westalliierten schlugen. Verglichen mit den drei weiteren Siegermächten USA, Großbritannien und Frankreich verzeichnete die Sowjetunion im Kampf gegen Hitler-Deutschland den höchsten Blutzoll. Alleine deshalb konnte man die Sowjets trotz aller politischen Differenzen nicht ausschließen.

Warum war Frankreich nicht dabei?

Hinsichtlich der Potsdamer Konferenz kam Frankreich eine Sonderrolle zu, denn das Land galt zunächst nicht als alliierte Siegermacht, sondern wurde erst im Sommer 1944 durch anglo-amerikanische Truppen von der deutschen Besatzung befreit. Hinzu kam der Makel des Petain-Regimes, das nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht während des Westfeldzuges 1940 und der anschließenden deutschen Besetzung mit dem Hitler-Regime kollaborierte. Frankreich war kein eigenständiger weltpolitischer Faktor und die Regierung unter General de Gaulle als sogenanntes „Freies Frankreich“ nicht offiziell anerkannt. Im Dezember 1944 schloss de Gaulle zunächst ein Abkommen mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin, der die französischen Expansionsabsichten links des Rheins bei den alliierten Westmächten Großbritannien und den USA jedoch nicht unterstützte.

Der britische Premierminister Winston Churchill begegnete den Sowjets bereits zu diesem Zeitpunkt mit wachsendem Misstrauen und war auf der Suche nach einem Verbündeten auf dem europäischen Festland. Er befürchtete, die USA könnten sich nach Kriegsende genauso schnell aus Europa zurückziehen wie nach dem Ersten Weltkrieg. Als verspätete Siegermacht war Frankreich zwar nicht an den Konferenzen der Großen Drei beteiligt, stimmte den Beschlüssen jedoch unter Vorbehalt zu. Hinsichtlich der vereinbarten Einrichtung gesamtdeutscher Verwaltungen blieb Frankreich jedoch hart und lehnte diese ab, was Moskau wiederum entgegenkam, das in seiner Besetzungszone zu diesem Zeitpunkt bereits an einer kompletten politischen und gesellschaftlichen Neuausrichtung nach sowjetischem Vorbild arbeitete.

Was waren die sogenannten 4 Ds?

Bereits vor der Potsdamer Konferenz war die Anti-Hitler-Koalition auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 zusammengekommen und hatte sich hinsichtlich der Nachkriegsordnung beraten. Zu diesem Zeitpunkt stand jedoch noch nicht fest, wann genau der Zweite Weltkriegs zu Ende sein würde, da Deutschland zu diesem Zeitpunkt zwar schon so gut wie besiegt war, eine bedingungslose Kapitulation allerdings noch keine Option war. Jetzt war Deutschland besiegt und die Großen Drei, wie die Siegermächte USA, Großbritannien und die Sowjetunion auch genannten wurden, konnten die Bedingungen für Rolle, die Deutschland in der Nachkriegsordnung einnehmen würde, festlegen. Die diesbezüglichen Beschlüsse der Potsdamer Konferenz werden auch als die 4 beziehungsweise 5 Ds bezeichnet.

4D's der Potsdamer Konferenz: Demilitarisierung, Denazifizierung, Demokratisierung, Dezentralisierung

Demilitarisierung

Von Deutschland, in dem der Militarismus seit jeher sehr ausgeprägt war, sollte nie wieder eine weltbedrohende Gefahr wie durch das Nazi-Regime ausgehen. Deutschland wurde als Aggressor eingestuft, der komplett zu entwaffnen war. Nach der bedingungslosen Kapitulation und den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz fand die umfängliche Entwaffnung der ehemaligen deutschen Wehrmacht und die Zerschlagung der Rüstungsindustrie statt. Bis zur Gründung der Bundeswehr im August 1955 blieb das von den alliierten Siegermächten besetzte Deutschland unbewaffnet.

Denazifizierung

Mit der Denazifizierung, auch als Entnazifizierung bezeichnet, sollten Gesellschaft, Politik und Staat vom nationalsozialistischen Gedankengut befreit werden. Eines der wichtigsten Ziele war die Auflösung der NSDAP, die Internierung von Personen, die als Sicherheitsrisiko für die Besetzungsmächte und die Neuordnung Deutschlands galten. Zur Entnazifizierung gehörte auch die juristische Verfolgung von Kriegsverbrechern im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Entsprechend der Beschlüsse der Potsdamer Konferenz verabschiedete der Alliierte Kontrollrat im Januar 1946, welche Personen zwingend aus öffentlichen und halböffentlichen Ämtern und Stellungen mit großer Verantwortung zu entfernen waren. Die Deutschen wurden in die Kategorien Hauptschuldige, Belastete, Unbelastete (NS-Gegner) und Mitläufer eingeteilt.

Demokratisierung

Die Entnazifizierung war eng verbunden mit der Demokratisierung. Deutschland sollte nicht nur vom nationalsozialistischen Gedankengut befreit werden, sondern auch von einer Diktatur in ein demokratisches politisches und gesellschaftliches System überführt werden. Da in Deutschland jedoch militaristisches und nationalsozialistisches Gedankengut sowie Sympathien für ein totalitäres System weit verbreitet waren, sollte es nicht leicht werden, die Deutschen von den Vorteilen einer freiheitlich orientierten Demokratie zu überzeugen. Das politische und gesellschaftliche Leben sollte unter Mitwirkung unbelasteter Persönlichkeiten in die Demokratie überführt werden. Aufgrund zunehmender politischer Spannungen der drei alliierten Westmächte mit der ehemalig verbündeten Sowjetunion wurde die Entnazifizierung im Rahmen einer schnell vorangetriebenen Demokratisierung jedoch recht pragmatisch gehandhabt, denn die Expertise der gut ausgebildeten Deutschen aus allen wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Bereichen wurde dringend gebraucht, um sich gegen die von der Sowjetunion ausgehenden Gefahr direkt vor der Haustür Westdeutschlands zu schützen. Schon bald konnten selbst als belastet eingestufte Deutsche wieder wichtige öffentliche Positionen bekleiden. Ihre Zugehörigkeit zur NSDAP und Unterstützung des nationalsozialistischen Hitler-Regimes wurden zugunsten eines schnellen Wiederaufbaus bewusst ausgeblendet.

Dezentralisierung

Eng verbunden mit der Demilitarisierung war die Dezentralisierung der deutschen Wirtschaft. Vor allem die großen und bedeutenden Konzerne waren fast komplett auf die Rüstungsindustrie ausgerichtet. So wurde nicht nur die Rüstungsindustrie, sondern auch für diesen Bereich weitere wichtige Zulieferer wie die in der IG-Farben zusammengefasste Chemie-Industrie entflechtet und umgebaut. Trotz dieser Entflechtung und der weitgehenden Zerschlagung der Rüstungsindustrie sollte die Einheit der deutschen Wirtschaft jedoch bewahrt werden. In den alliierten Besatzungszonen Westdeutschlands wurden die Beschlüsse zu Reparation und Zerschlagung der deutschen Wirtschaft deutlich weniger scharf umgesetzt als in der sowjetischen Besatzungszone in Ostdeutschland. Im Rahmen einer groß angelegten Kriegsentschädigung wurden hier ganze Fabriken, Maschinen und Anlagen demontiert und in die Sowjetunion geschafft. Durch diese fast komplette Demontage verzeichnete das Wirtschaftswachstum in der Sowjetzone in den nächsten Jahren deutlich geringere Zuwächse als in den westlichen Besatzungszonen.

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Was waren die Folgen der Potsdamer Konferenz?

Die Potsdamer Konferenz beschäftigte sich jedoch nicht nur mit den vorgenannten vier Ds, sondern auch mit territorialen Fragen. Eine wichtige Frage stellte sich dahingehend, wie mit der Oder-Neiße-Grenze zu verfahren sein würde. Durch den deutschen Angriffskrieg auf Polen waren die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie an Deutschland gefallen. Diese ehemaligen deutschen Gebiete wurden mit den Beschlüssen von Potsdam unter polnische und russische Verwaltung gestellt. Anschließend fanden groß angelegte Umsiedlungsprogramme statt. Polen wurden in diese jetzt unter russischer und polnischer Herrschaft stehenden Gebiete umgesiedelt. Umgekehrt wurden Deutsche, die sich während des Zweiten Weltkrieges hier niedergelassen oder die hier schon immer gelebt hatten, zwangsweise in das jetzt durch die neue Grenzziehung verkleinerte Deutschland zwangsweise umgesiedelt. Allerdings handelte es sich mehr um Flucht und Vertreibung als um Umsiedlungsmaßnahmen im eigentlichen Sinne des Wortes. Seit 1944 betrafen Flucht, Vertreibung und Umsiedlung etwa zwölf Millionen Deutsche, von denen ungefähr zwei Millionen ihr Leben verloren.

So hatten die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz nicht nur gesellschaftliche und politische Folgen für Deutschland, sondern durch die Verschiebung der Oder-Neiße-Linie in Richtung Osten auch die Verkleinerung des deutschen Staatsgebietes und die Entwurzlung Millionen Deutscher zur Folge, die jetzt als meistens nicht willkommene Flüchtlinge in die westlichen Besatzungszonen zu integrieren waren. Viele dieser deutschen Flüchtlinge hatten jedoch nicht die westlichen Besatzungszonen zum Ziel, sondern blieben auf ihrer Flucht im sowjetisch besetzten Ostdeutschland. Mit den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz wurde die deutsch-deutsche Grenze, also die Grenze zwischen der 1949 gegründeten, aber immer noch durch die Westalliierten besetzte Bundesrepublik und der im selben Jahr gegründeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) festlegt. Diese Grenzfestlegung sollte jedoch noch lange für politische Spannungen sorgen. 1950 wurde diese neue Grenze von der DDR durch den Görlitzer Vertrag und von der Bundesrepublik mit den Ostverträgen von 1970 unter Vorbehalt anerkannt. Erst 1990 erfolgte die endgültige Anerkennung durch die 2+4 Verträge.

Die Potsdamer Konferenz der drei großen alliierten Siegermächte hatte ursprünglich die wirtschaftliche und politische Einheit des besiegten und besetzten Deutschland zum Ziel. Trotz aller politischen Differenzen der Westmächte mit der Sowjetunion zeigte man sich optimistisch, eine annehmbare Nachkriegsordnung in gemeinsamer Arbeit zu erreichen. Schnell zeigte sich jedoch, dass die gegenseitige Unterstützung, die die alliierten Siegermächte im Zweiten Weltkrieg gezeigt hatten, in Friedenszeiten kaum noch möglich war. Die zunehmenden politischen Spannungen mit der ehemals verbündeten Sowjetunion machte ein pragmatisches Zusammenwirken aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, wie die Nachkriegsordnung genau auszusehen hatte, unmöglich.

Was während des Zweiten Weltkrieges angesichts des gemeinsamen Feindes Nazi-Deutschlands in den Hintergrund getreten war, brach sich jetzt mit Macht Bahn. Zwei unvereinbare politische Systeme, die freiheitliche Demokratie im Westen und das totalitäre kommunistische System unter Josef Stalin im Osten trafen aufeinander. Schon bald war von einem Ost-West-Konflikt die Rede und der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill verwendete in einer Rede während einer Amerika-Reise 1946 erstmals den Begriff des „Kalten Krieges“. Die Gründung zweier deutscher Staaten, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik sollte für die nächsten vier Jahrzehnte die Teilung Deutschland zementieren. Obwohl das Potsdamer Abkommen hinsichtlich der Rolle Deutschlands in der Nachkriegsordnung umgehend Fakten schuf, handelte es sich jedoch nicht um einen völkerrechtlich relevanten Friedensvertrag.

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