Springe zum Inhalt

Russische Revolution: Gründe, Verlauf und Folgen

Russische Revolution einfach erklärt

Die Russische Revolution führte zum Untergang des Zarenreiches und zum Aufstieg der Sowjetunion. Sie wird in die Februarrevolution und Oktoberrevolution unterteilt. Was es alles zur russischen Revolution zu Wissen gibt, das erfährt man nachfolgend in der Zusammenfassung.

Was war die Russische Revolution?

Die Russische Revolution gliederte sich in zwei Abschnitte: die Februarevolution im Februar/März 1917, die die jahrhundertelange Herrschaft der Romanows beendete, sowie die Oktoberrevolution, in deren Rahmen die Bolschewiki unter Lenin die Macht ergriffen. Infolgedessen kam es zum Russischen Bürgerkrieg, der von 1917 bis 1921 andauerte und 1922 zur Gründung der Sowjetunion führte.

Ursachen und Vorgeschichte

Die ersten Proteste gegen die Regierung des absolutistischen Zaren Nikolaus II. (1868-1918) setzten bereits 1904 in der Hauptstadt St. Petersburg ein. Dabei protestierten die armen Bauern und Arbeiter gegen die für sie katastrophale soziale Lage. Es dauerte nicht lange, bis die Demonstranten Meinungsfreiheit forderten.

Am 9./22. Januar 1905 erfolgte der Blutsonntag in St. Petersburg, als Soldaten vor dem Winterpalais des Zaren auf friedliche Demonstranten, die für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, das Abschaffen der Zensur und Agrarreformen eintraten, das Feuer eröffneten. Dabei gab es hunderte von Toten.

Petersburger Blutsonntag
Petersburger Blutsonntag - Demonstranten auf dem Weg zum Winterpalast

Der Blutsonntag hatte erste revolutionäre Auswirkungen. So kam es zu Streiks, Meutereien, Aufständen und Morden gegen die Politik des Zaren Nikolai Romanow. Genötigt durch den wachsenden Druck proklamierte der Zar die Einführung von Grundrechten, der Parlamentskammer Duma, die das Volk vertreten sollte, sowie ein allgemeines Wahlrecht. Doch schon bald löste der Zar das Parlament wieder auf, sodass sich die politischen Spannungen fortsetzten. Weiterhin gründete sich die radikale Partei der Bolschewisten.

Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Im Jahr 1914 trat Russland an der Seite Frankreichs und Großbritanniens gegen Deutschland und Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg ein. Weil der verlustreiche Krieg die ohnehin schon angespannte Lage weiter verschärfte, wurden Regierung und Militär vom Volk nicht mehr unterstützt. Darüber hinaus gab es militärische Niederlagen.

Besonders hart verlief der Winter 1916/17. Die Versorgungslage nahm dramatische Ausmaße an. In den großen Städten wie St. Petersburg, das inzwischen in Petrograd umbenannt worden war, musste die Bevölkerung hungern und frieren. Schließlich demonstrierten in Petrograd die Fabrikarbeiterinnen, denen sich immer mehr Arbeiter anschlossen, die nicht mehr wussten, wie sie ihre Familien durchbringen sollten.

Die Revolution beginnt

Am 25. Februar 1917 demonstrierten mehr als 100.000 Arbeiter und Arbeiterinnen in der Innenstadt von Petrograd. Sie forderten das Einführen der Demokratie sowie die Abdankung des Zaren. Die Polizei ging mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vor, was Dutzende Todesopfer forderte. Die Demonstrationen erhielt jedoch in den kommenden Tagen immer mehr Zulauf. Sogar Soldaten schlossen sich den Aufrührern an. Zahlreiche Militärangehörige waren selbst Arbeiter und Bauern und konnten die Forderungen der Demonstranten verstehen. So weigerten sich immer mehr Soldaten, auf die Protestler zu schießen.

Am 27. Februar wechselten sogar ganze Regimenter die Seiten, taten sich mit den Arbeitern zusammen und entwaffneten die Polizei. Einen Tag später rebellierten die Menschen auch in Moskau. In Petrograd entstanden zwei politische Flügel. Dies waren die provisorische Regierung unter Fürst Georgi Lwow (1861-1925), der der erste Ministerpräsident der Russischen Republik wurde, sowie der linke Sowjet (Rat), der für die Arbeiter und Soldaten sprach.

Sämtliche wichtigen Stellen in Petrograd sowie der Zarenpalast Zarskoje Selo fielen an die Aufständischen. Zarin Alexandra (1872-1918) wurde unter Bewachung gestellt.

Abdankung des Zaren

Zar Nikolaus II.
Zar Nikolaus II.

Zar Nikolaus weilte schon seit geraumer Zeit nicht mehr in St. Petersburg, was zu einem Machtvakuum in der Hauptstadt geführt hatte, weil seine Frau wenig Befähigung für das Regierungsgeschäft zeigte. Der Zar hatte sich in das militärische Hauptquartier in Mogilew begeben, um die Kriegsführung von dort aus aktiver zu betreiben. Die Moral der russischen Truppen sank jedoch immer tiefer und die Versorgungslage wurde immer schlechter.

Die Revolutionsgefahr im Land war von Nikolaus II. völlig unterschätzt worden. Erst Ende Februar gab er den Befehl zur Niederschlagung der Revolution. Als jedoch die Aufständischen die Kontrolle über Petrograd und Moskau übernahmen, war es zu spät. Die Generale drängten den Zaren zum Rücktritt. Am 2. März gab er schließlich nach und dankte ebenso wie sein Bruder ab. Damit endete die über 300-jährige Herrschaft der Romanows über Russland und der Zar wurde mit seiner Familie in Zarskoje Selo unter Hausarrest gestellt.

Neue Regierung

Nun war der Weg für ein neues Politsystem frei. Unter der Duldung des Petrograder Sowjets bildete sich eine liberal-konservative Regierung unter dem angesehenen Gutsbesitzer Fürst Lwow. Während die Grundlinien vom Sowjet bestimmt wurden, kümmerte sich die Regierung um die politische Umsetzung.

Zunächst zeigten sich die Arbeiter und Soldaten des Sowjets gemäßigt links oder sozialdemokratisch. Außerdem bildeten die Bolschewiki eine klare Minderheit.

Fortsetzung des Krieges

Trotz des Machtwechsels setzte Russland den Krieg gegen Deutschland und Österreich-Ungarn fort. Dies machten sich die Bolschewisten zunutze, um gegen die Regierung zu agieren. Mit Erlaubnis der deutschen Regierung konnte der im Exil in der Schweiz weilende revolutionäre Politiker Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924) im April 1917 wieder nach Petrograd zurückkehren und die Führung über die Bolschewiki übernehmen. Vor begeisterten Menschenmassen ließ er bei seiner Rückkehr auf dem Bahnhofsplatz die „sozialistische Weltrevolution“ hochleben.

Schon bald übte Lenin Kritik an der Doppelherrschaft von Sowjets und Duma. Es brauchte jedoch noch Zeit, um die Räte kontrollieren zu können. Lenin unternahm den Versuch, ein Bündnis mit den Menschewiki und linken Sozialrevolutionären einzugehen, stieß dabei jedoch auf Ablehnung. Daher wollte er die Macht im Land nun allein durch einen bewaffneten Aufstand ergreifen.

Die Fortsetzung des Krieges spielte Lenin in die Hände. Der neue Kriegs- und Marineminister Alexander Kerenski (1881-1970) setzte auf eine großangelegte militärische Kraftanstrengung wie die Kerenski-Offensive. Durch einen Sieg über die Mittelmächte wollte Kerenski einen günstigen Frieden erreichen. Die im Juli beginnende Offensive kam jedoch schon bald zum Erliegen und die Russen hatten deutliche Verluste zu beklagen.

Zahlreiche Soldaten verweigerten außerdem den Gehorsam. Die Mittelmächte starteten nun eine Gegenoffensive und vertrieben die russischen Streitkräfte bis August komplett aus Galizien. Die russische Armee war durch diese schwere Niederlage endgültig demoralisiert.

Vorspiel zur Oktoberrevolution

Am 16. Juli fand in Petrograd ein spontaner Aufstandsversuch gegen die Regierung statt. Ein Regiment weigerte sich, sich an die Front zu begeben und zog durch die Stadt. Bis zu 500.000 Arbeiter und Matrosen schlossen sich ihnen an. Der geplante Generalstreik scheiterte jedoch. Außerdem verlief die Zusammenarbeit der Revolutionäre schlecht.

Lenin hielt sich aus dem Aufstand heraus und hielt ihn für zu früh und zu schlecht ausgeführt. Als der Aufstand blutig zusammenbrach, wurde trotzdem Haftbefehl gegen Lenin erlassen, sodass er bis Oktober aus der Stadt floh.

Der Juliaufstand mit rund 500 Toten und Verletzten hatte politische Folgen. So reichte Fürst Lwow am 20. Juli seinen Rücktritt ein. An seine Stelle trat Alexander Kerenski, der trotz der gescheiterten Kerenski-Offensive den Krieg weiterführen wollte. Weil die Kriegsmüdigkeit des russischen Volkes jedoch immer mehr anstieg, konnte Lenin davon profitieren.

Ein weiteres Problem war, dass die Kerenski-Regierung untätig beim Verteilen von Land an die armen Bauern blieb. Zahlreiche Soldaten waren jedoch Bauern und wollten unbedingt anwesend sein, wenn das Land wirklich einmal verteilt werden sollte.

Im Oktober 1917 war Kerenskis Popularität dramatisch gesunken. Er genoss kaum noch Unterstützung, weil sich das Bürgertum in großen Teilen von ihm abgewandt hatte. Weiterhin schätzte Kerenski die wachsende Macht der Bolschewisten falsch ein. Obwohl am 18. Oktober ein Artikel erschien, der vor einem Aufstand Lenins gegen die Regierung warnte, verhielt sich Kerenski weiterhin abwartend, anstatt Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Die Oktoberrevolution

Schon vor Lenins Rückkehr nach Petrograd am 20. Oktober 1917 hatten die Bolschewiki Vorbereitungen für einen Aufstand getroffen. Sie besaßen nun in den Sowjets von Petrograd und Moskau eindeutige Mehrheiten. In der Nacht zum 25. Oktober (7. November) schlug das Revolutionskomitee zu. Die von bolschewistischen Kommandeuren kontrollierten Regimenter nahmen alle wichtigen Punkte Petrograds ein.

Am 26. Oktober wurde das Winterpalais gestürmt, in dem sich die provisorische Regierung befand. Sämtliche Regierungsmitglieder wurden unter Arrest gestellt, allerdings konnte Alexander Kerenski entkommen. Lediglich um den Palast fanden leichte Kämpfe statt. Die meisten Soldaten leisteten keinen Widerstand.

Bei der Oktoberrevolution handelte es sich eher um einen Umsturz anstelle einer Revolution der Massen. So gab es weitaus weniger Tote zu beklagen als bei der Februarrevolution. Trotz des Umsturzes ging das Leben in Petrograd seinen gewohnten Gang weiter.

Die kommunistische Propaganda pries den Sturm auf das Winterpalais später als Drama der Revolution an, um die Bolschewiki zu glorifizieren. Allerdings hatte der Umsturz durchaus dramatische Folgen für Russland.

Folgen der Revolution

Die Bolschewisten konnten ihre Macht in Petrograd rasch stabilisieren. Ein Versuch Kerenskis, die Stadt im November wieder einzunehmen, scheiterte und ihm blieb nur der Gang ins Exil übrig. Die Menschewisten und Sozialrevolutionäre taten nur wenig gegen Lenin, der entschlossen war, jegliche Opposition auszuschalten. So mussten mehrere kritische Zeitungen schließen.

In ganz Russland fanden im November 1917 Wahlen zur konstituierenden Versammlung statt. Dabei kamen die Bolschewiki auf rund 25 Prozent der Stimmen. Lediglich in Petrograd und Moskau erhielten sie die Mehrheit. Auf dem Land konnten hingegen die Sozialrevolutionäre die Mehrheit verbuchen. Die Bolschewiki begannen nun, eine Diktatur zu errichten, lösten die versammlungsgebende Verfassung auf und verboten liberale Parteien und konkurrierende linke Gruppen. Dabei ging die neugegründete Geheimpolizei Tscheka rücksichtlos vor. Die Folge war der Rote Terror zur Vernichtung der antibolschewistischen Opposition.

Eine weitere Folge der Revolution bedeutete das Ende des Ersten Weltkriegs für Russland durch den Vertrag von Brest-Litowsk am 3. März 1918. Schon im Dezember 1917 wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Für Lenin war der Friedensschluss von entscheidender Bedeutung, sodass er die sehr harten deutschen Bedingungen letztlich akzeptierte. Russland erlitt dadurch umfangreiche Gebietsverluste.

Der Terror der Bolschewiki führte schließlich 1918 zur Bildung der weißen Opposition und zum blutigen russischen Bürgerkrieg, der bis 1921 andauerte und mehr als 8 Millionen Todesopfer forderte.

Am Ende blieben die Bolschewiki Sieger und leiteten 1921 eine neue ökonomische Politik ein. 1922 fand die Gründung der Sowjetunion statt.

Quellen und Verweise

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.