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Spartakusaufstand Zusammenfassung: Gründe, Verlauf & Folgen

Spartakusaufstand einfach erklärt

Beim Spartakusaufstand handelte es sich um bewaffnete Kämpfe in Verbindung mit einem Generalstreik in Berlin zwischen dem 5. und 12. Januar 1919. Er wurde auch als Januaraufstand bezeichnet. Wie es zum Spartakusaufstand kam, welche Gründe dafür verantwortlich waren, wie der Ablauf und die Folgen des Aufstandes waren, das erfährt man im nachfolgenden Artikel zum Spartakusaufstand.

Vorgeschichte

Als das Deutsche Kaiserreich im November 1918 den Ersten Weltkrieg verlor und Kaiser Wilhelm II. aufgrund der Novemberrevolution abdankte, setzte in Deutschland ein Demokratisierungsprozess ein. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert (1871-1925) übernahm von Reichskanzler Max von Baden die Regierungsgeschäfte.

Es entstand eine provisorische Regierung als Rat der Volksbeauftragten, an der Mitglieder der MSPD (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands - die informelle Bezeichnung für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) zwischen Mitte 1917 und 1922) und USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) beteiligt waren und sich über die neue Regierungsform berieten. Sie entschieden sich mehrheitlich für das Einführen der parlamentarischen Demokratie. Dies rief jedoch linksextremistische Revolutionäre auf den Plan, die im Januar 1919 den Spartakusaufstand auslösten.

Welche Gründe führten zum Spartakusaufstand?

Die Ursachen für den Spartakusaufstand lagen in Unstimmigkeiten zwischen MSPD und USPD, die nach der Novemberrevolution einsetzten. So wollten die Mitglieder der MSPD eine parlamentarische Regierung in Deutschland einführen. Im Gegensatz dazu bevorzugten die Mitglieder der USPD und des Spartakusbundes eine sozialistische Räterepublik. Sie sollte nach dem Vorbild der Russischen Revolution unter Lenin entstehen.

Der einberufene Rat der Volksbeauftragten setzte sich aus drei Mitgliedern der MSPD sowie drei weiteren der USPD zusammen. Auf dem Reichsrätekongress im Dezember 1918 entschied sich die Mehrheit der Abgeordneten für eine parlamentarische Demokratie.

Rat der Volksbeauftragten
Der Rat der Volksbeauftragten, v.l.n.r. Emil Barth (USPD), Otto Landsberg (SPD), Friedrich Ebert (SPD), Hugo Haase (USPD), Wilhelm Dittmann (USPD), Philipp Scheidemann (SPD)

Darüber hinaus ging der SPD-Vorsitzende Friedrich Ebert ein Bündnis mit General Wilhelm Groener (1867-1939) von der Obersten Heeresleitung ein, um den Übergang von der Monarchie zur Demokratie sicherzustellen. Im Rahmen des Ebert-Groener-Paktes wollten beide gemeinsam gegen linksrevolutionäre Gruppen vorgehen.

Emil Eichhorn (1907)

Hervorgerufen wurde der Spartakusaufstand letztlich durch die Absetzung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (1863-1925), der der USPD angehörte. Der erste Rat der Volksbeauftragten hatte Eichhorn diesen Posten übertragen. Bereits während der Weihnachtskämpfe um das Berliner Hohenzollern-Schloss sowie den angrenzenden Marstall hatte die sogenannte Polizeisicherheitswehr, die von Emil Eichhorn aufgestellt worden war, für die meuternden, linksradikalen Ex-Soldaten der Volksmarinedivision Partei ergriffen.

Darüber hinaus unterstützte Eichhorn offen den radikalen Flügel der Arbeiterbewegung, während er zugleich andere politische Kräfte behinderte. Aus Protest gegen das Niederschlagen der Weihnachtsmeuterei traten am 3. Januar 1919 sämtliche USPD-Minister der preußischen Regierung zurück. Damit war in Berlin nur noch Emil Eichhorn, der für seine politischen Absichten offen eintrat, als letzter unabhängiger Sozialdemokrat übrig. Der Polizeipräsident stellte die Forderung auf, dass sich alle Linken Karl Liebknechts Spartakusbund anschlossen. Diese Gruppe forderte jedoch das Absetzen der Übergangsregierung.

Eichhorn wies jegliche Kritik an seiner Amtsführung zurück und erklärte, dass er ausschließlich

Arbeiter- und Soldatenräte anerkannte, nicht aber das Innenministerium. Am 4. Januar 1919 kam es zur formalen Entlassung des widerspenstigen Polizeipräsidenten. Durch die Veröffentlichung des Beschlusses wurde die Stimmung gereizter. Die USPD stellte sich hinter Eichhorn und rief einen Tag später zu einer Demonstration auf.

Außerdem weigerte sich Emil Eichhorn seinem neu ernannten Nachfolger Eugen Ernst das Polizeipräsidium am Alexanderplatz zu übergeben und zwang diesen zum Rückzug. Letztlich waren es die unterschiedlichen politischen Ziele, die die Auseinandersetzung eskalieren ließen und zum Spartakusaufstand führten.

Beginn des Aufstands

Die radikale Linke betrachtete die Entlassung Emil Eichhorns als Provokation. Am 5. Januar kam es zu einer großen Demonstration, die die Veranstalter begeisterte. So strömten ungefähr 100.000 Sympathisanten zusammen, von denen viele bewaffnet waren. Noch während der Demonstration wurden die Druckereien des Berliner Tageblatts und des sozialdemokratischen Zentralorgans „Vorwärts“ sowie weitere Druckereien und Verlagsgebäude von bewaffneten Kräften besetzt.

Am Abend des 5. Januar trafen die Führungsleute von USPD und der kurz zuvor gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zusammen, um den weiteren Verlauf zu erörtern. Die meisten Anwesenden sprachen sich für die Besetzung des Berliner Zeitungsviertels aus. Sie waren für den Kampf gegen die sozialdemokratische Regierung bereit.

Vor allem Karl Liebknecht glaubte irrtümlicherweise, dass sämtliche Militärregimenter in der Umgebung hinter ihm standen. So wurde die Übernahme der Macht beschlossen und ein provisorischer Revolutionsausschuss gebildet.

„Wir müssen eine neue staatliche Ordnung des Proletariats schaffen, eine Ordnung des Friedens, des Glücks und der Freiheit unserer deutschen Brüder und unserer Brüder in der ganzen Welt. Wir reichen ihnen die Hände und rufen sie zur Vollendung der Weltrevolution auf.“

Karl Liebknecht - Quelle: Deutschlandfunk

Für den 7. Januar wurde ein Generalstreik ausgerufen und zum Sturz von Eberts Regierung aufgerufen. Bis zu 500.000 Menschen folgten Liebknechts Aufruf und versammelten sich in der Innenstadt. Die Menschen forderten „Frieden und Einigkeit“ wie schon in der Novemberrevolution.

Der Ausschuss verzettelte sich jedoch in Uneinigkeit. Während einige Mitglieder mit Ebert verhandeln wollten, sprachen sich andere für einen bewaffneten Aufstand aus. Hunderttausende von Menschen warteten vergeblich auf präzise Anweisungen, Als diese am 6. Und 7. Januar ausblieben, kehrten die Massen wieder nach Hause zurück. Die Chance, die Reichskanzlei zu übernehmen, war damit vertan.

Gegen den Rat von Rosa Luxemburg setzte sich Karl Liebknecht für einen Bürgerkrieg ein, um die Regierung zu stürzen. So sollte unter Einsatz von Waffen die für den 19. Januar angesetzte erste freie Wahl zur Nationalversammlung unterbunden werden. Liebknecht wollte auf diese Weise eine Isolation der KPD von den Arbeitern, die für den Sturz der Regierung eintraten, verhindern.

Der Versuch, die in Berlin stationierten Truppen auf die Seite der KPD zu bringen, war jedoch zum Scheitern verurteilt. Die meisten Regimenter erklärten sich für neutral oder sympathisierten mit dem Rat der Volksbeauftragten. Des Weiteren solidarisierten sich große Teile des Bürgertums mit der Regierung.

Als am 6. Januar die Verhandlungen zwischen der USPD und der Regierung scheiterten, schwand die letzte Möglichkeit für ein gewaltfreies Ende der Auseinandersetzung.

Gegenmaßnahmen der Regierung

Die Regierung blieb indessen nicht untätig. Am 7. Januar übergab Friedrich Ebert seinem Parteikollegen Gustav Noske (1868-1946) als Volksbeauftragten für Heer und Marine den Oberbefehl über die in und um Berlin stationierten Militäreinheiten. Weiterhin wurden Freikorps zur Niederschlagung des Aufstands gebildet.

Am 8. Januar forderte der Rat der Volksbeauftragten die Berliner dazu auf, sich dem Aufstand zu widersetzen. Dazu wurden zahlreiche Flugblätter verteilt, in denen die Regierung den Aufständischen physische Vernichtung androhte. Obwohl die meisten Arbeiter dem Aufruf zum Generalstreik Folge leisteten, versagten sie den Aufständischen die militärische Unterstützung. Stattdessen forderten sie bei einer Großkundgebung am Humboldthain am 9. Januar 1919 den Rücktritt sämtlicher Führer, die sie für den Brudermord verantwortlich machten. Die Demonstranten gaben sowohl Ebert als auch Liebknecht die Schuld an der Eskalation der Situation.

Offene Gewalt

Die Militärregimenter, die in Berlin und Umgebung stationiert waren, verweigerten den Revolutionären die Unterstützung. Die Aufständischen begnügten sich damit, ihre Stützpunkte zu halten und handelten nicht. Stattdessen ging das regierungstreue Freiwilligen-Regiment Reinhard am 10. Januar unter dem Befehl des Berliner Kommandanten Oberst Wilhelm Reinhard (1896-1955) zum Angriff auf das in Spandau gelegene Hauptquartier der Spartakisten vor.

Einen Tag später erteilte Gustav Noske den Befehl zum Angriff auf die besetzte „Vorwärts“-Druckerei. Da die Freikorps noch über Waffen aus dem Krieg verfügten, waren sie gegenüber den Spartakisten klar im Vorteil. Das Druckereigebäude wurde vom Freikorps Potsdam, das Artillerie, Flammenwerfer und Maschinengewehre einsetzte, eingenommen.

Im Laufe des 12. Januar besetzten die Regierungstruppen weitere Gebäude und Straßen. Weil die Aufständischen nicht auf die Kämpfe vorbereitet waren, kam es nicht zu organisierten Schlachten. Obwohl sich viele Spartakisten freiwillig ergaben, fanden mehr als einhundert Menschen durch Erschießungen den Tod. Außerdem starben zahlreiche unbeteiligte Zivilisten. Sogar Parlamentäre wurden ermordet, weil die Militärführer an Verhandlungen kein Interesse hatten. Beim Militär kam es zu 13 Toten und 20 Verwundeten.

Einen Tag später zogen die umliegenden Freikorps in die Reichshauptstadt ein. Von den Berliner Zeitungen wurde das Ende der Kämpfe als das „Wiederherstellen von Ruhe und Ordnung“ begrüßt.

Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht

Rosa Luxemburg (1915) - Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-14077-006 / Autor unbekannt / CC-BY-SA

Prominenteste Opfer des Spartakusaufstands waren Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die beiden verbargen sich zunächst in einer Wohnung in Berlin-Wilmersdorf, wurden jedoch am 15. Januar entdeckt und verhaftet. Nach stundenlangen Verhören und Misshandlungen ordnete der Offizier Waldemar Pabst (1880-1970) die Ermordung von Luxemburg und Liebknecht an. Die beiden wurden erschossen. Die Leiche Rosa Luxemburgs warfen die Täter in den Landwehrkanal. Ihre Entdeckung erfolgte erst am 31. Mai 1919.

Von der Berliner Presse wurde zunächst behauptet, Karl Liebknecht sei auf der Flucht erschossen und Rosa Luxemburg einer aufgebrachten Menge zum Opfer gefallen. Friedrich Ebert zeigte sich über den Tod seiner früheren Parteigenossen betroffen und befürchtete weitere blutige Unruhen. Dagegen sah Gustav Noske die beiden Ermordeten als Hauptschuldige für die Eskalation des Konfliktes an.

Folgen des Spartakusaufstands

Die Niederschlagung des Spartakusaufstands sowie die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg führten fast im gesamten Deutschen Reich zu weiteren Unruhen. Friedrich Ebert und Gustav Noske erteilten den Freikorps den Befehl, weiteres gewaltsames Vorgehen gegen die Regierung zu verhindern. Dazu gehörte das Auflösen einiger Räterepubliken wie der Münchener Räterepublik.

Die Niederschlagung der Unruhen zog sich noch bis Ende Mai 1919 hin. Die politische Linke musste für den Spartakusaufstand und die folgenden Unruhen einen hohen Preis bezahlen. So hatten sie ungefähr 5000 Todesopfer zu beklagen. Außerdem fielen einige ihrer Vertreter politischen Morden zum Opfer.

Auch für die politische Zukunft der Weimarer Republik zog der Spartakusaufstand erhebliche Folgen nach sich. Aufgrund des eskalierenden Streits zwischen MSPD und USPD zerbrach die Arbeiterbewegung im Deutschen Reich endgültig. Die SPD sah sich bei den anschließenden Wahlen am 19. Januar zur Nationalversammlung mit 37,9 Prozent nicht in der Lage, eine absolute Mehrheit zu erreichen und war auf Koalitionspartner angewiesen, was sich in den folgenden Jahren fortsetzte.

Die rasche Niederschlagung des Spartakusaufstandes kam keineswegs überraschend. So fehlte ihm die Unterstützung der Massen und stellte lediglich den Umsturzversuch einer gewaltbereiten Minderheit dar. Selbst wenn der Spartakusaufstand gelungen wäre, musste mit einem Bürgerkrieg gerechnet werden, der die alliierten Siegermächte auf den Plan gerufen hätte.

Durch das Misslingen des Aufstands konnte jedoch die Weimarer Republik, die erste funktionierende Demokratie auf deutschem Boden, geschaffen werden.

Quellen und Verweise

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